Christof Wandratsch

Geburtstag: 20. Dezember 1966
Geburtsort: Nürnberg
Größe: 181 cm
Gewicht: 75 + 20 kg
Wohnort: Haiming
Erstes Langstreckenschwimmen: 1984, 10 km
Erster Triathlon:
1985 Fimsee (bei Rosenheim)
Internetseite: www.wandratsch.de



Langstreckenschwimmer und Triathlet Christof Wandratsch hat sich das Ziel gesteckt, die sieben schwierigsten Wasserstraßen der Welt zu durchschwimmen. Sie sind das schwimmerische Pendant zu den Seven Summits der Bergsteiger und entsprechend als „Oceans Seven“ bekannt. Dazu gehören: der Irish Channel (zwischen England und Irland, 35km), die Cook Strait (zwischen der Nord- und Südinsel Neuseelands, 23km), der Molokai Channel (zwischen den Hawaiianischen Inseln Molokai und Oahu, 42km), der Ärmelkanal (zwischen Frankreich und England, 34km), der Catalina Channel (zwischen Los Angeles und der Insel Santa Catalina, 34km), die Tsugaru Strait (zwischen Honshu und Hokkaido im nördlichen Japan, 19,5km) und die Straße von Gibraltar (zwischen Spanien und Marokko, 14,3km). Zwei der sieben hat Christof schon bewältigt: den Ärmelkanal im Jahr 2005 mit einer neuen Rekordzeit und die Straße von Gibraltar.

 

Hallo Christof, du schwimmst seit deinem 5. Lebensjahr, also seit ziemlich genau 40 Jahren. Hast du manchmal auch die Nase voll oder würdest lieber etwas anderes machen?
Prinzipiell macht es mir auf jeden Fall immer noch viel Spaß, sonst würde ich es nicht machen. Aber natürlich gibt es auch mal Phasen, in denen es schwerer fällt, viermal in der Woche um 5:20 Uhr aufzustehen und dann vor der Schule erst mal anderthalb Stunden zu schwimmen.

 

Das ist ja sicher nicht Dein gesamtes Training. Auf wie viele Stunden kommst du pro Woche?
Im Durchschnitt trainiere ich 25 Stunden, je nach Saisonziel mehr Schwimmen oder auch Laufen und Radfahren. Aber wenn ich – wie jetzt – viel schwimme, komme ich auf ca. 100 Kilometer pro Woche und mache sonst nicht mehr viel anderes.

 

Hundert Kilometer Schwimmen? Alle Achtung!
(lacht) Tja, wenn ich die laufen sollte, hätte ich ein echtes Problem...

 

Ich war als Kind mal im Schwimmverein, im Winter aber immer erkältet. Kennst du sowas auch, oder bist du abgehärtet?
Nun ja, ich passe auf jeden Fall auf, dass ich nach dem Training nicht mit nassen Haaren rausgehe oder so. Natürlich bin ich auch ganz gut abgehärtet, denn ich schwimme auch im Winter draußen, im Solebecken. Da trainiere ich dann am Gummiseil, während die anderen Badegäste sich vor den Massagedüsen räkeln.

 

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Viele Triathleten empfinden das Schwimmen ja als notwendiges Übel. Kannst du ihnen einen Tipp geben, wie sie sich leichter tun?
(lacht) Also erst mal natürlich ein Schwimmseminar bei mir machen. Da gibt’s dann auch ganz konkrete Tipps. Ansonsten aber möglichst abwechslungsreich trainieren und sich einen Verein suchen, denn der Gruppe schwimmt es sich leichter. Und um sich keine falsche Technik anzugewöhnen, ist ein Trainer absolut notwendig.  

 

Du nimmst ja auch selbst an Triathlons teil. Wie oft und mit welcher Zielsetzung?
Das ist sehr unterschiedlich. In Klagenfurt habe ich 2006 beim Ironman in 41:26 Min. einen Schwimmrekord aufgestellt; 2010 wollte ich ihn unterbieten und dann in einer guten Zeit finishen. Davor habe ich dann etwa drei oder vier Triathlons gemacht.
2011 war ich für das Abu Dhabi Triathlon Team in Abu Dhabi dabei, und ich starte auch mal bei einer Staffel, zum Beispiel in Roth. Aber jetzt bleibt für Triathlon einfach keine Zeit. Und mit meinem Schwimmgewicht wäre das ohnehin schier unmöglich.

 

Dein Gewicht hast du mit 75 + 20 Kilo angegeben. Sind die Zusatzkilos extra als Kälteschutz für die Oceans Seven nötig?
Ja, ich habe seit März 2011 gezielt 20 Kilo angefuttert, was gar nicht mal soo leicht ist, wenn man nicht sinnlos zunehmen, sondern es halbwegs gesund machen will. Die Vitaminkapseln und anderen Präparate von Symplexan haben mir da gute Dienste geleistet.

 

Die Oceans Seven sind die sieben schwierigsten Wasserstraßen der Welt. Gibt es denn auch eine besonders schöne?
Das kann ich schlecht sagen, ich kenne ja erst die Straße von Gibraltar und den Ärmelkanal. Wobei der rege Schiffsverkehr im Ärmelkanal schon was besonderes ist und es echt toll war, auf Marokko zuzuschwimmen. Dort war es allerdings bei starker Strömung ziemlich windig, so dass ich für die letzten 1,5 Kilometer eine halbe Stunde gebraucht habe.
Ansonsten ist Hawaii mit 45 Kilometern sehr lang und Schottland mit einer Wassertemperatur von 11 Grad einfach arschkalt. Jede Strecke hat halt so ihre Schmankerl...

 

Du bist als Vollzeit-Lehrer auf die Schulferien angewiesen. Wie läuft da die Zeitplanung für die Reisen?
Die möglichen Termine sind natürlich zunächst einmal von der Tide abhängig, um wenigstens vom Wasserstand her die besten Bedingungen zu haben – vom Wetter einmal abgesehen. Und man muss sich immer lange im Voraus anmelden. Dazu gibt man bei den zuständigen Stellen zwei, drei Wunschtermine an und muss dann abwarten, für wann man die Genehmigung bekommt. So werde ich am 29.4. nach Neuseeland fliegen, vom 6.-9.8. habe ich die Genehmigung für den Catalina Channel, und für den 25.-29.8. geht’s nach Japan. Da war zum Beispiel schon im März der Meldeschluss für alle, die die Tsugaru Strait durchschwimmen wollen.

 

Wie viele Interessenten gibt es denn für solche Unternehmungen?
Also für die einzelnen Wasserstraßen kann ich das nicht sagen, aber etwa 40 Schwimmer versuchen sich derzeit an den Oceans Seven. Und einige von ihnen haben auch schon vier oder fünf davon geschafft. Die meisten von ihnen haben aber mehr Zeit und können somit länger auf günstige Bedingungen warten. Wenn bei mir die Zeit drängt, muss ich es auch schon mal bei relativ rauer See oder mit ungünstiger Strömung probieren.

 

Wie viel kostet denn das Projekt Oceans Seven in etwa?
Pro Rennen bzw. pro Versuch kann man etwa 10.000 Euro rechnen. Ohne Sponsoren wäre das nicht zu machen.  

 

Stimmt es, dass Du durch ein Urlaubserlebnis zum Langstreckenschwimmen gekommen bist?
Im Grunde ja. Ich bin damals Mitte der 80er Jahre für Erlangen geschwommen und hätte im Sommer 1984 an einem Wettkampf in Russland teilnehmen können. Das schien mir aber wenig verlockend, und so habe ich lieber eine Einladung des Bayerischen Schwimmverbandes zu einem 10-Kilometer-Schwimmen auf Sizilien vor Palermo angenommen. Zu meiner eigenen Überraschung habe ich das prompt gewonnen, und das war in der Tat ein wichtiger Auslöser für das Marathonschwimmen. Ein paar Jahre lang habe ich dann noch beides parallel gemacht – also im Winter normale Beckenwettkämpfe, im Sommer lange Strecken im offenen Gewässer – aber nach den Olympischen Spielen von 1988, bei der ich einmal Fünfter und Achter geworden bin, habe ich mich doch verstärkt aufs Langstreckenschwimmen konzentriert.

 

Wie gehst Du mit objektiven Gefahren um wie zum Beispiel Haien?
Vor Südafrika, am Kap der Guten Hoffnung und bei Robben Island, bin ich mal Haien begegnet. Bis auf etwa 8 Meter sind die an mich rangekommen. Ich bin locker weitergeschwommen, aber ein schönes Gefühl war das definitiv nicht! Da kann ich getrost in Zukunft drauf verzichten.

 

Kennst Du andere Schwimmer, die schon mal Probleme mit Haien hatten?
Nein, zum Glück nicht. Aber in Sydney gab es bei einem Einladungswettkampf mal Haialarm, und am Strand lag sogar ein toter Hai. Da haben wir zum Spaß gewettet, wer sich traut, um Mitternacht über die Bucht zu schwimmen. Wir waren zu zehnt, und jeder hätte 100 Dollar gezahlt – also hätte man quasi für 3 Kilometer Schwimmen 900 Dollar gewinnen können … hätte aber auch sein Leben riskiert, und das war es dann keinem von uns wert.

 

Hast Du sonst noch lustige Pleiten oder Pannen erlebt?
Oh ja! Bei einem Wettkampf fiel einmal der Startschuss, da kam der mir zugeteilte Bootsfahrer gerade erst mit dem Motor unter dem Arm angerannt. Ich bin dann natürlich losgeschwommen, während der sein Boot erst noch startklar gemacht hat.
Und bei der EM 1991 war es ziemlich stürmisch, und nach etwa einer Viertelstunde fing der Motor meines Begleitbootes an zu brennen. Ich musste dann etwa eine Dreiviertelstunde lang allein ohne Begleitung weiter schwimmen, habe aber letztlich mit 10 Minuten Vorsprung gewonnen.
Ganz lebhaft in Erinnerung habe ich auch noch ein Rennen in Argentinien. Mein Trainer tobte auf dem Boot rum und schrie mir irgendwas zu, was ich aber nicht verstand. Erst, als ich mit der toten Kuh kollidiert bin, die auf dem Wasser trieb, wusste ich, dass er mich warnen wollte.

 

Du hast ja mehrere Weltrekorde erzielt, unter anderem im Ein-Stunden-Schwimmen (mit 5.600 Metern!), für die Durchquerung des Ärmelkanals, des Fehmarnbelts und die Straße von Gibraltar. Hast Du in dieser Hinsicht noch weitere Ziele?
Nein, da habe ich eigentlich alles erreicht, was man erreichen kann. Der Rekord für den Fehmarnbelt hat ja sogar noch Bestand.

 

Dann wünsche ich Dir, dass Du auch Dein Projekt Oceans Seven bald glücklich abschließen kannst und trotz Deiner vielen Erfolg noch neue, interessante Ziele findest!


(April 2012)

 

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