Ralf Frorath

Geburtstag: 14. Januar 1965
Geburtsort: Wermelskirchen
Größe: 175 cm
Gewicht: 70 kg
Wohnort: Hückeswagen
Erster Triathlon: 2009 Volkstriathlon Hückeswagen
Erste Langdistanz: 2011 Cologne 226 (11:18 Std.)



Mit Lauftrainer Alexander Kudinov.
Mit Lauftrainer Alexander Kudinov.
Erste Langdistanz, 2011. Foto: Ingo Kutsche.
Erste Langdistanz, 2011. Foto: Ingo Kutsche.
Beim Crosslauf in Neukirchen...
Beim Crosslauf in Neukirchen...
... und in Gummersbach.
... und in Gummersbach.
Ralf mit seiner Frau Karina.
Ralf mit seiner Frau Karina.
Im Startgetümmel.
Im Startgetümmel.
Beim Athen Marathon 2010.
Beim Athen Marathon 2010.

Ralf Frorath hatte sich 30 Wochen lang als Ironman-Rookie auf den Cologne 226 vorbereitet, als nur vier Tage vor dem Start seine Mutter starb.

 

Hallo Ralf, wie war deine erste Reaktion auf den Tod deiner Mutter im Hinblick auf den Triathlon – das Rennen absagen oder erst recht durchziehen?
Ich war geschockt, habe erst mal eine Weile lang gar nichts gedacht, dann aber geschrieen: „Warum? Wie kannst du mir das nur antun?“ Danach war ich zwei Tage lang wie gelähmt und völlig durcheinander. Erst wollte ich das Rennen absagen, dann habe ich mir aber gedacht, dass meine Mutter nicht gewollt hätte, dass ich aufgebe. Sie war immer sehr stolz auf meine sportlichen Aktivitäten, und so habe ich mich entschieden, meine erste Ironman-Distanz für sie zu Ende zu bringen.

 

Du hast das Rennen dann mit Trauerflor am Arm bestritten. Hattest du unterwegs überhaupt Zeit, über den Tod deiner Mutter nachzudenken, oder stand der Wettkampf selbst im Vordergrund?
Das war unterschiedlich. In Köln wurde 2011 gleichzeitig die Deutsche Meisterschaft ausgetragen, und so wurde dort vor dem Start die Nationalhymne gespielt. Da sind mir fast die Tränen gekommen und mir ist erst richtig bewusst geworden, was ich vor mir hatte. Ich hatte ja schon viele Rennen bestritten aber noch nie eine Langdistanz, und das war für mich schon etwas besonderes.
Beim Schwimmen war ich dann vor allem damit beschäftigt, heil und ohne mir einen Tritt einzuhandeln wieder an Land zu kommen. Aber auf der Radstrecke und beim Laufen hatte ich dann genug Zeit zum Nachdenken. Ich habe eigentlich nie an mir gezweifelt, mich aber gelegentlich motiviert, indem ich mit meiner Mutter gesprochen habe.

 

Effizienter trainieren! Hier geht's zu unseren Triathlon-Büchern

 

Dabei fing das Radfahren ja gleich mit einer Panne an...
Schon auf den ersten Metern nach dem Wechsel merkte ich, wie mein Vorderreifen Luft verlor. Ich dachte, das darf ja wohl nicht wahr sein!

 

Und woran kann das gelegen haben?
Keine Ahnung, das Ventil war jedenfalls geschlossen, und ich hatte mein Rad zwei Tage vor dem Start gründlich untersucht. Ich möchte auch nicht vermuten, dass sich jemand einen Scherz erlaubt hat, obwohl im Jahr zuvor in Köln Helfer beobachtet wurden, wie sie absichtlich Startbeutel vertauscht haben... Früher, als ich noch viel Mountainbike-Rennen gefahren bin, wäre ich ausgerastet, und auch in Köln hätte ich am liebsten erstmal einen „Schuldigen“ verprügelt. Aber dann habe ich tief durchgeatmet und angefangen, den Reifen zu wechseln. Und vielleicht war es sogar gut, dass ich nicht gleich zu Beginn der Radstrecke wild losgeheizt bin, sondern erst eine Zwangspause einlegen musste.

 

Du hast also ganz ruhig den Schlauch gewechselt und bist nicht hektisch geworden – sehr professionell. Hattest du dich mental auf eine Panne eingestellt oder extra Reifenwechseln geübt?  
Beides! Ich hatte mich in der Tat vorher auf Probleme eingestellt und mir vorgenommen, ruhig zu bleiben. Aber ich hatte mir auch extra noch einen alten Reifen vorgenommen und den Schlauch übungshalber gewechselt. Das hatte ich schon ewig nicht mehr gemacht! Und mit 12 Minuten war der Reifenwechsel trotzdem alles andere als schnell.
Übrigens hat es mich schon mal richtig bitter erwischt! Ich lag vor einigen Jahren mal bei einem Duathlon im vorderen Feld, hatte dann aber sage und schreibe drei (!) Platten, und bis ich die alle geflickt hatte, war ich natürlich fast Letzter. Mein Trainer hat sich zwar gewundert, aber auch den Wettkampf habe ich nicht abgebrochen, sondern durchgezogen.

 

Lief denn wenigstens nach der Reifenpanne alles rund?
Eigentlich schon. Mein Haupt- und Angstgegner war allerdings noch nicht überwunden: das Ernährungsproblem. Ich habe einen empfindlichen Magen, was ich auch schon früher beim Laufen und jetzt im Trainingslager auf Mallorca gemerkt hatte: Bei einer langen Küstenfahrt bekam ich nach ca. 100 Kilometern einen Hungerast und konnte erst nach einem halben Dutzend Riegeln und Gels weiterfahren. Das wollte ich dann bei der Langdistanz nicht noch mal erleben und habe mich informiert, wie sich das vermeiden lässt. Entsprechend habe ich mich gezwungen, alle 15 Minuten eine Kleinigkeit zu mir zu nehmen. Im Ziel hat der Magen dann zwar mal kurz den Rückwärtsgang eingelegt, aber danach war er wieder ruhig.

 

Triathlon ist ja nicht deine erste Sportart. Du hast schon Tennis und Squash gespielt, bist Radrennen gefahren und hast Judo gemacht. Was fasziniert dich am Triathlon?
(überlegt) Am meisten gefällt mir dabei, dass ich drei Sportarten, die mir Spaß machen, kombinieren kann, und das auch noch jeweils vor der Haustür ohne großen Aufwand. Wir haben sogar ein Schwimmbad ganz in der Nähe, zu dem ich zu Fuß gehen kann. Außerdem ist das Miteinander im Verein extrem schön: Ich glaube, wenn ich nicht in Hückeswagen wohnen würde, wäre ich nicht zum Triathlon gekommen.
Triathlon hat mir eine positive Lebenserfahrung vermittelt, und habe ich viel gelernt, vor allem Disziplin, die mir auch in meinem Beruf sehr nützt.

 

Ist das im Verein eher Konkurrenz oder ein Miteinander?
Es ist auf jeden Fall eine tolle Atmosphäre, und wir haben zusammen viel Spaß. Aber im Wettkampf hat jeder einen starken Willen und versucht zu zeigen, was er kann.

 

In der Vorbereitungszeit hattest du einen Ruhepuls von nur 36. Bist du immer so minimalistisch?
Ich bin ein ziemlicher Statistikfreak und führe schon seit Jahren ein Trainingstagebuch mit meinen Pulswerten. Deshalb weiß ich, dass ein Ruhepuls von 36 bis 40 für mich normal ist. Wenn er mal höher liegt, erkenne ich schnell, dass ich zu viel trainiert habe oder ein Infekt droht.

 

Trainierst du eigentlich allein?
Inzwischen werde ich von Hans Daugaard Nilsson vom Professional Endurance Team betreut, der mich recht kurzfristig vor der Langdistanz übernommen hat.
Außerdem mache ich jedes Jahr in der Sportklinik Hellersen einen Leistungstest und alle zwei Jahre einen Gesundheitstest, um zu wissen, wo ich stehe.

 

Und was sagen die zu deinem niedrigen Ruhepuls?
Na ja, der Ruhepuls ist natürlich ein Zeichen für ein ausdauertrainiertes Herz-Kreislauf-System. Wobei mein Körper wohl von Natur aus sehr gut für Ausdauerleistungen geeignet ist. Im Institut gibt es ja eine riesige Datenbank an Leistungs- und Laktatwerten. Und einmal haben sie dort meine Sauerstoffaufnahmekapazität VO2max genommen und den theoretischen Wert errechnet, den ich vor etwa 20 Jahren gehabt haben könnte – und das Ergebnis war absolut vergleichbar mit dem von Jan Ullrich. Das schreib jetzt aber bitte nicht, sonst denken alle, ich sei übergeschnappt!

 

Natürlich schreibe ich das! Ist doch total interessant, dass es offenbar mehr Menschen gibt, als man denkt, die so gute Voraussetzungen haben! Hast du das eigentlich schon als Kind oder Jugendlicher gewusst?
Nein, wobei ich im Laufen schon früh recht erfolgreich war. Allerdings waren meine Eltern damals dagegen, dass ich in den Laufverein ging, und so konnte ich mein eventuell vorhandenes Talent nicht nutzen.

 

Ist diese Ausdauerfähigkeit nicht vererbbar?
Angeblich schon! Und mein Sohn beispielsweise ist auch ein guter Läufer. Allerdings mag er sich nicht quälen und reizt von daher sein Potenzial nicht voll aus. Die Jungs von der Sportklinik wollten ihn schon mal untersuchen, aber er hat sich bislang davor gedrückt.

 

Lust auf Trainingstipps? Hier geht's zu unseren Triathlon-Büchern

 

Du bist verheiratet und hast vier Kinder zwischen 7 und 17 Jahren. Das klingt schon ganz schön anstrengend... Nehmen die Kids sich den sportlichen Papa denn als Vorbild?
Klar ist es auch mal anstrengend, aber im Großen und Ganzen haben wir das prima im Griff. Und ja, die Kinder sind auch alle sportlich; unser Ältester ist Judotrainer für behinderte Kinder und muss von daher selbst fit sein. Er geht deshalb mit mir zum Training, auch wenn er keinen Triathlon macht. Meine Frau begleitet mich bei langen Laufeinheiten oft auf dem Rad, und sie reitet – genau wie die drei Mädchen. Als Familie fahren wir außerdem gemeinsam Ski.

 

Was würdest du deinen Kindern am liebsten mit auf den Lebensweg geben – gerade jetzt nach dem Tod ihrer Großmutter?
Sie sollen das Leben genießen, nicht nach hinten schauen sondern nach vorne und sich nicht ärgern, wenn mal etwas nicht läuft. Das ist für mich zwar keine neue Erkenntnis, mir aber jetzt wieder besonders deutlich geworden.

 

Zu guter Letzt also ein Blick nach vorn: Wie sehen deine nächsten (sportlichen) Ziele aus?
2012 möchte ich in Rapperswil beim Ironman 70.3 starten und im Zweijahresrhythmus – also 2013 – wieder eine Langdistanz machen. Wo, steht noch nicht fest. Für eine Langdistanz trainiere ich zwar nicht viel mehr als sonst auch, aber konsequenter, und ich muss mich genauer an den Trainingsplan halten. Diese Termingebundenheit möchte ich mir und meiner Familie eben nicht jedes Jahr antun...

 

Dann wünsche ich Dir von Herzen alles Gute für die Zukunft und bedanke mich vielmals für das nette Gespräch!

 

(Januar 2012)


zur Liste der Athletenportraits