Ralf Preissl

Geburtstag: 26. Januar 1976
Geburtsort: Dingolfing
Größe: 185 cm
Gewicht: Winter: 72 kg, Saison: 75 kg
Wohnort: Regenstauf
Erster Triathlon: 2002 Quelle Challenge Roth
Erste Langdistanz: 2002 in Roth, ca. 10:15 Std.
Internetseite: www.ralfpreissl.de



Hallo Ralf, vor rund zwei Jahren haben wir uns schon mal unterhalten, inzwischen bist Du Trainer. Hast Du etwa den aktiven Sport an den Nagel gehängt?
Nein, so schlimm ist es dann doch nicht. Aber natürlich habe ich neben der Arbeit, Familie und dem Nebenjob als Trainer jetzt weniger Zeit für mein eigenes Sportprogramm.


Hattest Du als Diplom-Ingenieur etwa Langeweile? Oder wie kommt es, dass Du den Trainerschein gemacht hast?   
(lacht) Von Langeweile kann keine Rede sein! Aber nachdem ich 24 Jahre lang recht intensiv Ausdauersport betrieben habe und auch ziemlich erfolgreich war, kamen immer öfter Trainingskollegen und Freunde auf mich zu und fragten, ob ich ihnen nicht Tipps geben oder einen Trainingsplan schreiben könnte. Irgendwann wurde das immer mehr, und dann wollte ich mir mit der Ausbildung als Trainer auch die offizielle Fähigkeit erwerben, andere zu trainieren. Das eigentliche Fachwissen bzw. die praktische Erfahrung habe ich aber doch eher in meiner eigenen aktiven Zeit gewonnen.


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Dein allererster Triathlon war ja gleich die Langdistanz in Roth und ist recht holprig verlaufen. Würdest Du anderen Athleten etwa den gleichen Einstieg ins Wettkampfgeschehen empfehlen?
Um Himmels willen, nein! Ich war damals sehr spontan durch einen Kumpel auf die Idee gekommen, in Roth zu starten, obwohl ich noch nie vorher geschwommen war. Naja, das Ganze war eine ordentliche Quälerei – hat aber doch auch viel Spaß gemacht; vor allem das Ambiente war toll. Damals hat mich vor allem die Herausforderung gereizt, allein mit allem klarzukommen, und dabei habe ich zwangläufig viele Fehler gemacht. Was das Falschmachen angeht, kann ich jetzt also quasi auf beste Erfahrungen zurückgreifen. ;-)


So? Dann erzähl doch mal, was Du so an „sportlichem Unsinn“ getrieben hast.
Eigentlich hatte ich ein ganz gutes Talent als Radfahrer, vor allem auf der Kurzdistanz. Dort hatte ich auch die besten Erfolge. Aber am meisten gereizt hat mich nun mal die Langdistanz, und ich wollte prinzipiell beides: auf der Kurzdistanz schneller werden und mal nach Hawaii. Das hat sich natürlich nicht gerade toll ergänzt.


Was sind denn die Hauptfehler, die Du jetzt bei den von Dir betreuten Athleten siehst?
Ich betreue vor allem Einsteiger und ambitionierte Fortgeschrittene, keine Profis. Das heißt, die Leute sind meist hoch motiviert und wollen – wie ich früher – zu schnell zu viel erreichen. Dabei gönnen sie sich zu wenige Pausen, trainieren zu hart und vergessen, dass auch die Anforderungen von Beruf und Familie „Stress“ bedeuten können, so dass die Gesamtbelastung oft zu hoch ist. Sie wollen eben aus der knapp bemessenen Freizeit das Maximum herausholen und übertreiben es dabei.
Bei gemeinsamen Trainingseinheiten laufen oder fahren die meisten deutlich schneller als ich. Im Wettkampf ist es dann aber genau umgekehrt: Da bin ich trotz geringerer Trainingszeit vor ihnen – zumindest noch. Mal sehen, ob auf Dauer meine Fitness oder meine Fähigkeiten als Trainer besser sind. ;-)


Wie lässt sich denn eine solche Übermotivation bändigen?
Tja, das ist zwar nicht leicht, aber wichtig! Gerade wenn man am Ende einer Saison eine längere Pause gemacht hat und dann für das nächste Jahr die neuen Ziele in Angriff nehmen will, muss man eben vernünftig ans Training herangehen, und nicht wie wild hohe Umfänge trainieren, sondern mehr Technik, Koordination und Beweglichkeit.


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Ist der Winter für Dich auch die Zeit des Krafttrainings?
Ja, wobei Krafttraining nicht nur auf den Winter beschränkt sein sollte. Im Sommer eignen sich dann aber auch Krafteinheiten in den jeweiligen Disziplinen, also z.B. Bergsprints oder Sprünge.


Wie sind Deine Erfahrungen mit Verletzungen?
Ich habe offenbar super Knorpel, Sehnen und Bänder und auch sonst einen recht robusten Körper, so dass ich von richtigen Verletzungen bisher verschont geblieben bin. Allerdings neige ich zu gewissen Dysbalancen, bekomme z.B. bei langen Einheiten Probleme durch die einseitige Belastung. Da ist es dann ganz wichtig, dass ich begleitendes Krafttraining und Stretching mache und nicht nur die Oberschenkel trainiere! Das ist ohnehin mein Tipp für viele Athleten: Wenn aus Zeitgründen mal eine Einheit ausfallen muss, sollte man lieber eine Ausdauereinheit streichen als eine Kraft- oder Koordinationseinheit.


Was hat sich denn für Dich jetzt konkret geändert, seit Du Trainer bist?
Mein eigenes Training tritt natürlich in den Hintergrund, und ich kann weniger auf meinen Körper hören. Bei einigen Pflichtterminen wie dem Lauf-ABC, begleitenden Trainingseinheiten oder Schwimmkursen kann ich zwar einerseits beim Sport etwas vor- und mitmachen, aber wenn es mir mal nicht so gut geht, kann sich der „Vorturner“ keine Pause nehmen. Mein sportlicher Biorhythmus muss eben jetzt hinten anstehen und den Pflichtterminen weichen. Das ist aber okay so, denn schließlich stehen jetzt ja auch nicht mehr meine eigenen sportlichen Ziele im Vordergrund sondern die meiner Athleten, und diese neue Herausforderung genieße ich sehr!


Dann wünsche Dir ein gutes Händchen bei all Deinen Trainingsmaßnahmen und bedanke mich ganz herzlich für das nette Gespräch!


(Januar 2012)


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