Sebastian Bleisteiner

Geburtstag: 9. September 1983
Geburtsort: Nürnberg
Größe: 168 cm
Gewicht: 60-64 kg
Wohnort: Nürnberg
Erster Triathlon: Sprinttriathlon in Pressath 2007
Erste Langdistanz: Staffelschwimmer in Roth 2207,
Erste Langdistanz: Einzelstart voraussichtlich 2013 in Roth
Internetseite: www.sebastian-bleisteiner.de



Hallo Sebastian, Du hast 1999 mit dem Leistungsschwimmen aufgehört, weil Du mit 1,68 m kaum den Sprung an die deutsche oder gar die Weltspitze geschafft hättest. Nun bist Du beim Ironman 70.3 2010 Weltmeister und 2011 Vizeweltmeister geworden. Bist Du inzwischen gewachsen – oder spielt die Körpergröße beim Triathlon keine Rolle?
(lacht) Gewachsen bin ich leider nicht. Aber im Triathlon haben kleinere bzw. größere Athleten jeweils unterschiedliche Vorteile. Auf dem Rad kann ich mich beispielsweise kleiner machen und bin dadurch aerodynamischer, und beim Laufen trage ich nur gut 60 Kilo mit mir rum, statt 70 oder noch mehr Kilo, die ein großer Triathlet auf die Waage bringt. Und ich konzentriere mich eben auf meine Vorteile als „Kleiner“.


Der Erfolg beim Triathlon gibt Dir ja Recht, aber wärst Du lieber beim Schwimmen erfolgreich gewesen?
Nein! Als ich mit dem Schwimmen aufgehört habe, hat mich das ständige Kachelzählen schon ziemlich genervt. Zwar hätte ich mit größeren Erfolgschancen damals sicher noch nicht aufgehört, aber ich bin froh, dass ich jetzt Triathlon mache. Beim Radfahren und Laufen ist man draußen und sieht immer etwas Neues. Das ist viel abwechslungsreicher. Entsprechend schwimme ich jetzt am liebsten in einem See oder gar im Meer – vom Bahnenziehen habe ich immer noch genug.


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Dich hat 2007 als Staffelschwimmer bei der Quelle Challenge in Roth das Triathlonvirus gepackt; Dein Vater hat dort den Radpart übernommen. Welche Rolle spielt Sport in Deiner Familie und in Deinem Leben?
Eine sehr große Rolle! Meine Eltern spielen beide viel Tennis, mein Vater fährt außerdem viel Rad. Auch sonst interessieren sich beide sehr für Sport. So läuft zuhause quasi fast immer ein Sportsender im Fernsehen. Ich habe als Kind zwar auch mit Tennis angefangen, fand Schwimmen dann aber reizvoller und war dort vor allem erfolgreicher. Und über die Challenge Staffel bin ich dann in der Tat zum Triathlon gekommen.


Hast Du auch schon mal als Einzelstarter eine Langdistanz gemacht, oder bist Du mit 28 Jahren dafür noch zu jung?
Bisher noch nicht. Ich habe ohnehin schon recht spät mit dem Triathlon begonnen und gleich nach einem Jahr, also 2008, meine erste Mitteldistanz gemacht, was sicher ein Fehler war. Weil ich auf der längeren Strecke eher besser war als auf den Unterdistanzen, habe ich mich zu oft aufs Ausdauertraining konzentriert, und entsprechend fehlt es mir jetzt an der Grundschnelligkeit. Für 2013 habe ich allerdings meine erste Langdistanz in Roth anvisiert ... sofern aus Trainingsgesichtspunkten dann nichts dagegen spricht.


Wenn Du nun doch schon von Langdistanz sprichst, hast Du dann keine olympischen Ambitionen?
Ich denke, der Zug ist für mich ziemlich abgefahren. Meine Erfolge hatte ich ja mit dem Ironman 70.3 auf der Mittel- und nicht der Olympischen Distanz.


Was machst Du eigentlich beruflich? Wie viel Zeit bleibt Dir daneben für den Sport?
Ich bin als Ausbilder bei der Bereitschaftspolizei tätig. Beim Polizeieinsatztraining stehen für die Azubis unter anderem Schwimmen, Schießen, Laufen und Zirkeltraining auf dem Plan, und gerade beim Ausdauersport kann ich sowohl mitmachen, als auch nach der Einheit selbst noch ein wenig Gas geben. So kann ich etwa 15 Prozent meines Trainings während der Arbeitszeit absolvieren. Allerdings gibt es in Bayern bei der Polizei leider keine Leistungssportgruppen wie in manchen anderen Bundesländern. Aber mit einer 42-Stunden-Woche komme ich gegen 17.30 Uhr zu einer ganz zivilen Zeit nach Hause und verlege die langen Einheiten dann natürlich aufs Wochenende.


Bist Du jemand, der das ganze Jahr über motiviert ist, oder schwankt die Motivation ähnlich wie Dein Gewicht?
(lacht) Ja, die Motivation schwankt in der Tat, wobei das Gewicht sich dann entgegengesetzt entwickelt. Nach meinem Saisonhöhepunkt, der WM am 11. September, habe ich erst mal fünf Wochen Pause gemacht, um die Akkus aufzuladen. Jetzt bin ich entsprechend kribbelig und heiß und freue mich drauf, bald wieder richtig mit dem Training loszulegen.
Natürlich gibt es auch während einer Saison Höhen und Tiefen: Wenn’s läuft, macht alles Spaß und die Motivation ist hoch; wenn nicht, muss ich der Motivation schon auf die Sprünge helfen.


Wie machst Du das konkret?
Ich denke dann vor allem an meine bisherigen Erfolge – und natürlich an meine Ziele. Aber auch Freunde und meine Eltern bauen mich dann oft mit den richtigen Worten wieder auf.


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Du sprichst von Freunden und Eltern – hast Du keinen Trainer? Erstellst Du all Deine Trainingspläne allein?
Es ist zwar noch nicht offiziell, aber mit einem Landesverbandstrainer bin ich für die nächste Saison nahezu einig geworden. Bisher hatte ich in der Tat all meine Trainingspläne allein gemacht. Allerdings ist meine Leistungssteigerung von 2010 auf 2011 geringer ausgefallen als erhofft, sodass ich offenbar neue Trainingsreize und dafür eben einen Trainer brauche.


Du hast nach Deiner Zeit als Leistungsschwimmer viel Krafttraining gemacht. Wie wichtig ist Deiner Meinung nach Krafttraining für Triathleten?
Krafttraining wird von den meisten Triathleten vernachlässigt. Viele haben wohl die Bilder von klassischen Bodybuildern wie Arnold Schwarzenegger im Kopf und wollen nicht selbst so viel Masse zulegen. Andererseits lässt sich beim Krafttraining ja auch die Kraftausdauer trainieren und nicht nur der Massezuwachs. Und ich habe kürzlich einen Bericht gesehen, dass Craig Alexander u. a. auch durch gezieltes Krafttraining auf dem Rad 13 Minuten schneller geworden ist!
Auch das Argument „keine Zeit für separates Krafttraining“ ist gerade für Amateure Unsinn. Mit Krafttraining kann man die Muskulatur in extrem kurzer Zeit ans Limit bringen – viel schneller als bei einer Lauf- oder Radeinheit! Und man erhöht außerdem die Ermüdungs- und Verletzungsresistenz.


Ist es für Dich eigentlich ein Vorteil, beim Triathlon als einer der ersten aus dem Wasser zu kommen und dann vorn zu liegen? Oder wärst Du lieber ein etwas langsamerer Schwimmer und stärkerer Radfahrer, um dann selbst die anderen zu jagen?
Das ist eine interessante Frage! Allerdings komme ich nur selten als Allererster aus dem Wasser, von daher ist fast immer noch jemand vor mir, den ich „jagen“ kann. Sehr motivierend sind auch die Zuschauer, die die Führenden besonders wild anfeuern. Andererseits kennt man ja das Starterfeld und weiß, wer da noch hinter einem liegt und einem im Laufe des Rennens die Hölle heiß machen will.

 

Hast Du zum Schluss noch eine Anekdote für unsere Leser?
Also von Platten oder anderen größeren Pannen bin ich während der Rennen bisher verschont geblieben, aber kleinere Missgeschicke gab es reichlich. Bei einem Staffeltriathlon mit einem Freund und dessen damaliger Freundin wollten wir zum Beispiel versuchen zu gewinnen. Ich bin geschwommen, mein Kumpel fuhr Rad, und seine Freundin hatte sich gut aufs Laufen vorbereitet. Als sie loslief, lagen wir auch in Führung, und ich rannte neben ihr her. Allerdings sind wir irgendwo falsch abgebogen und haben uns zwar über fehlende Absperrungen und kreuz und quer laufende „Zuschauer“ gewundert, aber eben viel zu spät gemerkt, dass wir nicht mehr auf der Strecke waren. Zu allem Überfluss haben die Freundin und ich uns dann auch noch aus den Augen verloren, und bis wir endlich zurück auf der Laufstrecke waren, hatten uns etliche andere Staffeln überholt. Für meinen Kumpel und mich war das eigentlich recht lustig, aber für die Freundin ganz und gar nicht.

 

Dann bedanke ich mich ganz herzlich für das nette Gespräch und wünsche Dir, dass Du weiterhin von Wettkampfpannen verschont bleibst!

 

(Oktober 2011)


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