Nicole Jäger

Geburtstag: 04. Dezember 1970
Geburtsort: Herne
Größe: 155 cm
Gewicht: 54 kg
Wohnort: Herne
Erster Triathon: 2009 Mitteldistanz in Hannover
Erste Langdistanz: Cologne 226, 2009



Beim Graubünden Marathon.
Beim Graubünden Marathon.
Beim Untertage-Marathon.
Beim Untertage-Marathon.
Nicole und Udo im Ziel des Jungfrau-Marathons 2007.
Nicole und Udo im Ziel des Jungfrau-Marathons 2007.
Nicole und Udo bei der Vorbereitung auf die Radstrecke.
Nicole und Udo bei der Vorbereitung auf die Radstrecke.
Nicole und Udo im Ziel des Cologne 226.
Nicole und Udo im Ziel des Cologne 226.

Meine erste Langdistanz
Die häufig gestellte Frage, warum „man” einen Langdistanz-Triathlon macht, kann ich natürlich nicht generell beantworten – aber ich möchte erzählen, warum ich einen gemacht habe.
Alles begann im Mai 2008. Ich kam gerade aus dem Krankenhaus, in dem ich eine schwere Unterleibsoperation hinter mich gebracht hatte. Meine Gedanken kreisten immer nur um die Frage Wann kann ich endlich wieder trainieren? Ich bin Marathonläuferin und -sammlerin (und Aspirantin für den 100-Marathon-Club). Die Laufeinheiten brauche ich wie andere Menschen Süßigkeiten oder Chips. Nur beim Laufen kann ich klare Gedanken fassen. Sport ist für mich wie Medizin. Das versteht zum Glück auch meine Ärztin, die mich in meinem Sporteifer nach Kräften unterstützt.


Sechs Wochen nach der OP fing ich also wieder langsam mit dem Walken an. An meiner Seite mein treuer Lauffreund und Vertrauter, Udo. Mit Udo laufe ich seit dem Jahr 2004. Er liebt das Extreme und ist genauso verrückt wie ich. Verrückte Läufe wie Untertagemarathon, Knast und Elbtunnel  gehören bei uns zur Tagesordnung. Wir ziehen alles zusammen durch. Wir sind ein Team!


Aber ich schweife ab.  Ich schaffte es schnell, wieder auf die Beine zu kommen, und nach weiteren 4 Wochen lief ich endlich wieder einen Marathon in der Schweiz.

 

Für alle, die es länger mögen: "Mehr als Marathon - Wege zum Ultralauf"

 

Leider hielt die Ruhe nicht lange an. Ich musste wieder ins Krankenhaus. Diagnose: Engpass im Darm und Darmverschluss. Es war die Hölle. Die Schmerzen waren unerträglich, und meine Laune fiel auf den absoluten Nullpunkt. Dann bekam ich auch noch Depressionen. Udo versuchte alles, um mich aufzumuntern, aber ich habe es ihm ganz schön schwer gemacht. Ich lehnte eine weitere OP am Unterleib ab und musste lernen, mit dem Engpass zu leben. Und mit der Gefahr, von einer Minute auf die andere einen neuen Darmverschluss zu riskieren.


Udo beschloss, mich wieder zu motivieren, meine Laune und mich auf die Beine zu bringen, und was macht er? Er schleppt mich ins Kino! Dabei hasse ich Kino! Doch da saß ich nun und schaute den Film: Lauf um Dein Leben!
„Lauf um Dein Leben, hey Nicole, das passt zu Dir! Über Grenzen gehen und Ironman werden, das ist cool.”
Nach dem Film sagte ich: „Udo, das machen wir auch! Wir werden im nächsten Jahr Ironman.”
Er lachte: „Hey Baby, die Sache hat genau zwei Haken: Du kannst weder Schwimmen noch Rad fahren! Das gehört zum Triathlon aber dazu!”


Egal, für mich war ein neues Ziel geboren. Gesund werden, trainieren! Gesund werden, trainieren, das möchte ich! Ich dachte mir, Rad fahren und Schwimmen lerne ich schon, ich habe ja Zeit!!! Udo merkte schnell: Die Lage war ernst.


Der liebe Gott hatte 2008 aber noch einen anderen Plan für mich. Bei der Kontrolluntersuchung wurde ein Knoten in der Brust festgestellt! Krebsgefahr! Sofort OP! Ole, ole, da lag ich nun mal wieder im Krankenhaus. Ich zog alles durch, war artig und hielt mich an die Anweisungen der Ärzte. Im Februar 2009 ging es dann wieder gut, ich war fit und hatte immer noch das Ziel vor Augen: Ironman!


Nach gewissen Startschwierigkeiten fand ich endlich auch einen Verein, der mir ohne mich zu belächeln das Schwimmen beibrachte. Sie nahmen mich ernst. Es war super lustig, denn in den ersten Wochen schaffte ich noch nicht mal 50 Meter! Von wegen 3,8 Kilometer! Nicole, was tust du dir da an? Und Rad fahren muss ich auch noch! Oh je!

 

Schneller werden mit TRIATHLON TOTAL

 

Ich ging jeden Tag zum Schwimmen, und die Rentner in unserem Südbad hassten mich dafür. Doch die erste Hürde war genommen.
Jetzt hieß es, Radfahren zu lernen. Mann, ich wusste gar nicht, wie schnell so ein Rad sein kann, wie steil doch Berge sind, und die Straße, was ist die eng! Für gleichzeitiges Auto- und Fahrradfahren einfach nicht ausgelegt. Abfahrten, oh Gott, was tue ich mir da nur an? Die Hose dreimal eingenässt, aber egal! Ich trainierte mit Udo so hart es ging.
Als ich so auf dem Höllenwerkzeug Rad saß, kam irgendwann der Gedanke: Wenn man so einen starken Willen hat, kann man doch auch anderen Frauen zeigen, dass es immer irgendwie weitergeht. Ich wandte mich also an das Krankenhaus, in dem ich operiert worden war (hier begrüßt man mich schon mit Handschlag!), setzte mich mit dem Phönix Förderverein für brustkrebserkrankte Frauen an einen Tisch und schlug vor, aus meinem Ziel ein Projekt zu starten. Udo war, wie immer, treu zur Seite, und wir setzten Himmel und Hölle in Bewegung, um Phönix und das Projekt in alle Munde zu bringen.

 

Zwischen Beruf, Haushalt, Kind und Sponsorensuche waren da immer noch die harten Trainingseinheiten, und die Zeit lief und lief. Der Termin rückte rasant näher, meine Angst wurde entsprechend stärker. Ich konnte immer noch nicht mit Klickpedalen fahren, und im Neo wurde mir noch schwindelig.


Beim Tricamp Köln habe ich dann dank Tobi im Crashkurs gelernt auf Klick zu fahren! Und Judith nahm mir meine Ängste: Wird alles gut! Ich schaffte endlich 300 Kilometer in der Woche auf dem Rad und 3 Kilometer im Kanal  jawohl, Schwimmen, genauer gesagt: Kraulen! Aber der Kanal ist eklig! Triathleten sind schon komische Menschen. Oh Gott, ich glaube, ich gehöre jetzt auch dazu!?
Ich fragte Udo mal: Und was glaubst du, schaffe ich es wohl?
Er sagte: Laufen ist dein Ding, Schwimmen geht auch. Nur das Radfahren macht mir Sorgen, die Zeit ist einfach zu kurz, als dass Du Routine und Sicherheit bekommst. Aber egal, wir ziehen das durch, ich bin bei dir! Finishen ist das Ziel!


Ich habe gefinisht und nicht nur als Teilnehmerin in Köln, sondern auch darüber hinaus. Ich habe gelernt, dass man vieles schaffen kann, dass man über sich hinauswachsen kann, man darf nur das Ziel und den Glauben nicht verlieren. Man muss kämpfen bis zum Schluss, auch wenn der Weg hart und mit vielen Tränen verbunden ist (und davon gab es bei mir einige).


Wenn ich an die Zukunft denke, hoffe ich darauf, gesund zu bleiben und vielleicht im nächsten Jahr (bestimmt) eine weitere Langdistanz zu schaffen – zu finishen!


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(Januar 2010)